Nobelpreisträger Shiller: „Ich verkaufe Aktien noch nicht“
Das Shiller-KGV, das über zehn Jahre geglättete Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien, steht besorgniserregend hoch. Doch das sei kein Grund, von einer Blase zu sprechen, sagt ausgerechnet der Erfinder dieser Kennzahl, der renommierte Ökonom Robert Shiller.
Nobelpreisträger Robert Shiller sieht noch kein Ende des Höhenfluges an den Aktienmärkten gekommen. Eine Aktienblase, die kurz davor ist zu platzen, kann er nicht erkennen, obwohl die Kurse in den vergangenen fünf Jahren stetig gestiegen sind: „Ich verkaufe Aktien noch nicht“, sagte er daher Jason Zweig, dem Kolumnisten des „Wall Street Journals“ (WSJ), wie verschiedene Medien berichteten.
Auch der Einbruch des US-amerikanischen Leitindizes Dow Jones am vergangenen Donnerstag um 300 Punkte hat seine Haltung offensichtlich nicht geändert. Sein Portfolio besteht weiterhin zu 50 Prozent aus Aktien.
Hohe Bewertung spricht nicht gegen Investments
Shiller gilt als Experte für Krisen an den Kapitalmärkten, nachdem er sowohl das Platzen der Tech-Blase von 2000 als auch die Subprime-Krise ab 2007 vorhergesagt hatte. Zudem hat er das Shiller-KGV entwickelt, das über zehn Jahre geglättete Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien. Diese Kennzahl gilt als Indikator für überhöhte Aktienpreise. Aktuell ist sie mit 25 sehr hoch – der historische Mittelwert liegt bei rund 16. Seit 1881 sei ein so hohes Shiller-KGV nur dreimal übertroffen worden, nämlich in den Jahren 1929, 1999 und 2007. Jedes Mal folgte danach ein Börsen-Crash.
Die Werte des Shiller-KGVs interpretiert der an der renommierten Harvard Universität lehrende Wirtschaftswissenschaftler allerdings nicht als Warnsignal für das Ende des aktuellen Bullenmarktes. Zwar sei das Niveau im historischen Vergleich sehr hoch, andererseits wisse man nicht, ob sich die Geschichte nicht geändert habe. Denn dieser langfristige Durchschnitt sei letztlich psychologisch begründet, so dass man daraus nicht ableiten könne, wie er sich in der Zukunft entwickle. So seien die Anleger im Moment wegen der Krisen im Irak und in der Ukraine besorgt. Nun könnten aber gerade diese Sorgen dazu führen, dass die Leute mehr sparen möchten, sodass sie auch weiterhin in Aktien investieren und dadurch deren Preise hochtreiben würden.
Keine Blase am Rentenmarkt
Shiller rät außerdem, nicht nur die Kurse der Aktien im Auge zu behalten, sondern vielmehr die Meinung der Anleger über die Märkte zu berücksichtigen. Wenn die Investoren plötzlich denken, dass die Konjunktur lahmen werde, sei dies ein gefährlicher Wendepunkt, sagte Shiller dem WSJ.
Der Nobelpreisträger sieht trotz der rekordtiefen Anleiherenditen auch keine Anzeichen für eine Blase an den Rentenmärkten – im Gegensatz zu vielen anderen Beobachtern. Shiller interpretiert die Nachfrage nach Renten vielmehr als ein Resultat der wachsenden Sorge über die weltweite Konjunkturentwicklung. Und dies sei keine Blase. Diese entstehe vielmehr, wenn positive Preisänderungen eine „Atmosphäre“ schaffen, in der die Anleger denken, dass die Preise unendlich steigen werden. (jb)
Quelle: Fondsprofessionell.at