01. Dezember 2014

Schweizer Nein zu Goldinitiative raubt Edelmetall die Fantasie

Ein Ja zur sogenannten Goldinitiative hätte die Schweizerische Nationalbank zu umfangreichen Goldkäufen gezwungen. Die Ablehnung am Sonntag ließ die Notierungen des Edelmetalls auf den tiefsten Stand seit drei Wochen fallen und gab Investoren einen weiteren Grund, pessimistisch auf Gold zu blicken.

Seit seinem Hoch im März hat der Goldpreis 17 Prozent verloren – und die Bestände in mit Gold unterlegten börsengehandelten Produkten befinden sich in der Nähe eines Fünf-Jahres-Tiefs. Zwar dürfte das Nein zur Schweizer Goldinitiative die Preise nicht allzu sehr beeinflusst haben, aber ein Ja hätte die Stimmung verbessert und die Preise um bis zu 50 US-Dollar je Unze erhöht, hatte HSBC im November geschätzt. Vor der Abstimmung hatte „Gold in den letzten Wochen einige Unterstützung erhalten“, sagte Georgette Boele, Analystin bei ABN Amro in Amsterdam. „Jetzt wird es mehr Druck auf Gold geben. Der Ausblick insgesamt ist nicht gerade berauschend.“

Am Kassamarkt in Singapur gab Gold am Montag bis zu 2,1 Prozent auf 1142,88 Dollar je Unze nach, den tiefsten Stand seit dem 7. November, als es ein Vier-Jahres-Tief von 1132,16 Dollar erreichte. In London lag die Notierung um 8:20 Uhr MEZ bei 1.157,68 Dollar. 2014 haben Investoren 146,7 Tonnen aus börsengehandelten Produkten verkauft, was den Wert der Bestände um 7,5 Milliarden Dollar senkte, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.

Bei Ja wäre Schweiz unter Top-3 der Goldbesitzer aufgestiegen
Das Volksbegehren, das die SNB unter anderem gezwungen hätte, ihre Goldbestände aufzustocken, wurde mit 77 zu 23 Prozent der Stimmen abgelehnt. Umfragen hatten zuvor angedeutet, dass die Initiative abgelehnt werden würde. Mit einer Annahme wäre die Schweiz wohl im Lauf der Zeit zum drittgrößten Goldbesitzer aufgestiegen. Analysten hatten prognostiziert, das Land werde über fünf Jahre mindestens 1.500 Tonnen kaufen müssen. 300 Tonnen pro Jahr entspricht etwa sieben Prozent des weltweiten Jahresverbrauchs. Die Prognose der SNB hatte höher gelegen. Sie hatte mit Goldzukäufen im Wert von 70 Milliarden Schweizer Franken gerechnet, was rund 1.932 Tonnen entspricht.

Goldkäufe von Zentralbanken weltweit haben zur Stützung der Preise beigetragen, sagt Daniel Briesemann, Analyst bei der Commerzbank. Daten des World Gold Council zeigen, dass sie ihre Bestände zwischen 2010 und 2013 jährlich um durchschnittlich 372 Tonnen aufgestockt haben. In diesem Jahr dürften die Käufe bei 400 bis 500 Tonnen liegen, schätzte die Organisation am November. „Ohne die Käufe der Zentralbanken würde Gold wahrscheinlich niedriger gehandelt”, schrieb Briesemann am 25. November. „Sie sind immer noch ein wichtiger Nachfragefaktor.“ (mb/Bloomberg)

Quelle: fondsprofessionell.at