29. August 2015

Warum wir denken, dass die Märkte überreagieren

Michael Hasenstab und Sonal Desai vom Templeton Global Macro Team analysieren die Faktoren, die sich ihrer Ansicht nach derzeit auf die Anlegerstimmung auswirken, und geben Einblick in ihre oftmals gegenläufige Positionierung in Phasen, in denen die Stimmung offenbar Extreme erreicht.

Anleger zeigen sich weltweit nervös, die Märkte sind volatil. Star-Fondsmanager Michael Hasenstab und Sonal Desai vom Templeton Global Macro Team sehen mehrere Gründe für die Nervosität. Der erste ist die Sorge um China: „Die jüngste Abwertung der chinesischen Währung wirft viele Fragen auf. Infolgedessen erleben wir an den Finanzmärkten panikartige Reaktionen“, so die beiden Fondsmanager in ihrer Analyse. Dabei sollte die Abwertung des Renminbi die Märkte seiner Ansicht nach eigentlich nicht so schockieren. Der Renminbi habe zwar kurzfristig rund fünf Prozent an Wert verloren, doch das Tempo dürfte einigermaßen kontrollierbar sein, da die Regierung nach und nach ein stärker marktwirtschaftlich geprägtes Umfeld schafft. Hasenstab und Desai erwarten, dass das Wachstum in China weiter nachlassen wird, sieht dies aber als unvermeidliche Normalisierung. „Wir gehen nicht von einer harten Landung aus.“

Auch die Angst um die Schwellenmärkte generell treibe die Volatilität in die Höhe. Im Hinblick auf die Sorgen um China und eine potenzielle Zinserhöhung in den USA würden wieder Anlegerängste um die Schwellenmärkte aufflackern. Manche Länder würden dabei unverdient abgestraft. Malaysia und Mexiko etwa sähen viele Anleger zu pessimistisch. Die Franklin-Templeton-Experten erwarten, dass der starke Arbeitsmarkt dem US-Konsum künftig Impulse geben wird. Der US-Konsum ist ein traditioneller Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft und bietet Ländern Unterstützung, die in die USA exportieren, darunter Malaysia und Mexiko.

US-Zinsen steigen noch im laufenden Jahr
Neben den Schwellenländern hält die Geldpolitik der großen Notenbanken Investoren weltweit weiterhin in Atem. Bei Franklin Templeton geht man davon aus, dass die US-Notenbank Fed im zweiten Halbjahr 2015 die Zinsen erhöhen wird. „Auf einen bestimmten Zeitpunkt, an dem die Fed an der Zinsschraube dreht, legen wir uns aber nicht fest“, sagen Hasenstab und Desai. „Sollte es in diesem Jahr nicht zu einer Zinserhöhung kommen, wird der Markt unseres Erachtens einpreisen, dass die Fed angesichts besserer Wirtschaftsdaten ins Hintertreffen gerät. Die Renditekurve dürfte vermutlich steiler werden.“ (fp)

Quelle: fondsprofessionell.at