04. Dezember 2014

Warum viele Anleger auch mit guten Fonds Geld verlieren

Wer seinen Fondsmanagern nicht genug Zeit lässt, wird auch mit den langfristig erfolgreichsten Fonds vermutlich nie etwas verdienen.

Joel Greenblatt ist ein Mann, auf den man hören könnte. Der Hedgefondsmanager hat mit seinem vergleichsweise simplen Investmentansatz den Gesamtmarkt über viele Jahre hinweg geschlagen, er unterrichtet auch an der Columbia University und zählt zu den renommiertesten Value-Investment-Experten der USA. Greenblatt macht gar kein Geheimnis daraus, wie er vorgeht. In seinem Buch “The Litte Book that Beats the Market” erklärte er schon vor Jahren genau, wie man unterbewertete, rentable Unternehmen findet. Er selbst hat seinen Ansatz inzwischen weiterentwickelt.

Vor zwei Jahren hat Greenblatts Investmentgesellschaft Gotham Funds eine neue Investmentstrategie vorgestellt, die inzwischen in mehreren Risikoabstufungen bzw. Ausprägungen angeboten wird. Diese Value-Fonds kaufen die attraktivsten Aktien aus dem jeweiligen Investmentuniversum und gehen parallel dazu die unattraktivsten Titel short – das heißt, sie werden leer verkauft, um von fallenden Kursen zu profitieren. Im ältesten Fonds dieser Serie stecken inzwischen mehr als drei Milliarden US-Dollar, seit dem Fondsstart im August 2012 liegt er allerdings geringfügig hinter dem S&P 500 Index. Greenblatt muss nicht über Abflüsse klagen, aber er weiß, dass die diesbezügliche Gefahr mit jedem weiteren Jahr, in dem der Fonds hinter dem Index liegt, zunimmt. Anleger wünschen sich von ihrem aktiven Manager Outperformance – und zwar möglichst über jeden Beobachtungszeitraum hinweg.

In einem aktuellen Interview mit “Wealthtrack” kritisierte der Investment-Guru diese Haltung der meisten Fondsanleger und sieht darin die Hauptursache dafür, dass sie mit Fonds viel weniger verdienen als möglich wäre. Greenblatt hat dazu ein eigenes Buch mit dem Titel “The Big Secret for the Small Investor” geschrieben, dessen Kernaussagen lauten: Investiere in Value-gewichtete Indizes und sei geduldig“. Anleger tendieren dazu, die zuletzt besten Fonds zu kaufen und alles, was sich zuletzt schwach entwickelt hat, abzustoßen – das gelte für private Anleger ebenso wie für professionelle. Problematisch sei daran, dass auch der beste Fondsmanager nicht durchgehend überdurchschnittliche Leistungen erbringen könne und daher phasenweise hinter dem Gesamtmarkt zurückbleibe. Die Ursache dafür liege darin, dass jeder Manager eine besondere Vorgangsweise wählen muss, wenn er den Markt schlagen will – und diese müsse auch durchgehalten werden, wenn sich die Börsen in einer ihrer irrationalen Phasen befinden. Als Beispiel nennt der 57-Jährige die Zeit vor dem Platzen der Dot-Com-Blase. Mit einem soliden Value-Ansatz sah man als Fondsmanager damals eher schlecht aus und vielen guten Vermögensverwaltern wurden die Mittel entzogen.

Wie falsch diese Strategie ist, zeigt eine von Greenblatts Team erstellte Analyse. Untersucht wurde der Zeitraum 2000 bis 2010. Auch die Fondsmanager, die dieser schwierige Dekade am erfolgreichsten beendeten, befanden sich keineswegs durchgehend an der Spitze der Fonds-Rankings. Greenblatts Analyse ergab, dass 97 Prozent (!) der Manager,  die am Ende zu den erfolgreichsten 25 Prozent zählten, zumindest drei Jahre lang zu den schwächeren 50 Prozent gehört hatten. Fast die Hälfte (47 %) dieser Top-Performer lag zumindest drei Jahre lang sogar unter den schlechtesten zehn Prozent des Marktes.

Das spektakulärste Beispiel für dieses falsche Timing ist ein US-Aktienfonds, der zwischen 2000 und 2009 im Durchschnitt rund 18 Prozent pro Jahr verdiente, während der Leitindex ein Prozent pro Jahr verloren hat. Der durchschnittliche Anleger dieses Fonds hat damit aber nichts verdient, sondern aufgrund falscher Kauf- und Verkaufszeitpunkte annualisierte elf Prozent verloren.

Die Botschaft dieser Zahlen ist einfach: Man sollte die Fondsmanager, für die man sich letztlich entscheidet, sehr sorgfältig auswählen. Wenn das aber einmal geschehen ist, muss man ihnen auch die Zeit lassen, ihre Klasse zu zeigen.

Quelle: fondsprofessionell.at