29. April 2010

Roubini warnt: „USA sind das eigentliche Sorgenkind – nicht Griechenland“

Die ‚Kassandra vom Dienst’ alias Nouriel Roubini, hat sich zur Griechenlandkrise geäußert – die für ihn nur die Spitze des Eisbergs ist, wie Bloomberg berichtet. Auch anderswo sei der Anstieg der Inflation und Zahlungsausfälle ein realistisches Szenario. So würden mittelfristig auch die Verschuldungsprobleme Japans und der USA ein Risiko darstellen, ist Roubini überzeugt. Auf einer Konferenz des Milken Institute im kalifornischen Beverly Hills äußerte sich der Star-Ökonom und Universitätsprofessor wie folgt: „Heute sorgt sich der Markt um Griechenland, aber Griechenland ist nur die Spitze des Eisbergs, ein Warnsignal für eine viel breitere Spanne von Haushaltsproblemen.“ Ein Fehler der Wächter am Bondmarkt sei es zudem, nur Länder wie Griechenland, Spanien, Portugal, Großbritannien und Island ins Visier zu nehmen, während die USA außen vorgelassen werde.USA sind wirkliches ProblemkindRoubini zufolge ein fataler Fehler, denn de facto sei die zunehmende Verschuldung der US-Staaten, der eigentliche Grund zur Sorge. Sofern hier keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, laufe es entweder darauf hinaus, dass die Länder ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Alternativ könnte es andererseits eine höhere Inflation geben, wenn sich die Regierungen entschließen, die Notenpressen anzuwerfen, um so ihre Schuldenlast zu reduzieren.

Letzten Endes werden die Haushaltsprobleme der USA in den Fokus rücken, ist Roubini überzeugt, der während einer Podiumsdiskussion anmerkte, dass „das Risiko, dass in den nächsten zwei oder drei Jahren etwas Ernstes in den USA passiert, erheblich ist“. Sofern sie nicht von dem Bondmarkt dazu gezwungen werde, würde die Regierung in Washington nichts unternehmen, um dies zu ändern, so Roubini, der in eigener Sache eine Erhöhung der Steuereinnahmen sowie auch eine Senkung der Staatsausgaben als mögliche Optionen sieht.

Griechenland wird Euro-Raum verlassen

In Europa seien ebenfalls niedrigere Ausgaben nötig, so Roubini, der davon ausgeht, dass Griechenland letztlich gezwungen werden wird, den Euro-Raum zu verlassen, was zu einem Wertrückgang des Euro führen dürfte. Obwohl eine kleinere Euro-Zone zwar einerseits sinnvoll sei, könnte dies im Verlauf aber auch zu einem Durcheinander führen, zumal unter anderem auch Spanien ein EU-Kandidat mit erheblichen finanziellen Problemen ist.

38 Prozent Rendite für Griechenland-Bonds

Im Hinblick auf Griechenland ist das Durcheinander bereits gegeben, nachdem immer neue Zahlen von finanziellen Hilfen, die zur Rettung des Landes notwendig sind, die Runde machen und S&P griechische Staatsanleihen auf Ramsch-Status herabsetzte. So stiegen die Renditen für zweijährige Hellenen-Bonds zeitweise auf 38 Prozent.

Nach Griechenland hat S&P mittlerweile auch für Spanien und Portugal die Bonitätsnoten gesenkt. (ir)

Quelle: FONDS professionell